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TURKMENISTAN

Gonur Depe

Gonur Depe – Prospektionen und Ausgrabungen

Das neue SLSA-Projekt am höchst bedeutsamen Siedlungsfundort Gonur Depe in der Margiana wird von Mirko Novák (Universität Bern) geleitet. Die Feldarbeiten vor Ort werden von Sylvia Winkelmann-Witkowsky (assoziierte Forscherin, Universität Bern) durchgeführt. Bis anhin haben russische Ausgrabungen Funde zutage gebracht, die weitreichende Kontakte und den aussergewöhnlichen Reichtum dieser einst in einer Oase im Delta des Murghab gelegenen Stadt der sogenannten murghabo-baktrischen Kultur (ca. 2400 – 1700 v. Chr.) bezeugen. Das Projekt hat zum Ziel, die weitgehend noch unbekannte urbane Entwicklung und die innere Chronologie von Gonur Depe verstehen zu lernen. Extensive Geländebegehungen aber auch geophysikalische Messungen sowie strategisch angelegte Grabungsschnitte sollen feinstratigrafische Untersuchungen und Datierungen erlauben. Während die diesjährigen geophysikalischen und geomatischen Arbeiten von anderen Partnern finanziert worden sind, bilden die über mehrere Jahre geplanten Ausgrabungen ein in sich geschlossenes und eigenständiges SLSA-Projekt.

Auf der Basis des Kooperationsvertrages zwischen dem Institut für archäologische Wissenschaften der Universität Bern und den Russischen Margiana-Expeditionen der Russischen Akademie der Wissenschaften leitete das fünfköpfige Team von Sylvia Winkelmann-Witkowsky zwischen September und Oktober die erste Grabungskampagne. Für die Erarbeitung einer detaillierten Chronologie ist die Erfassung sicher stratifizierter Hausinventare, die untereinander verglichen werden können, eine unabdingbare Voraussetzung. Die Forscher legten daher ihr besonderes Augenmerk auf die minutiöse Dokumentation der aus sicheren Kontexten geborgenen Keramik- und Kleinfunde. Parallel zu den Grabungsarbeiten begannen die Archäologen bereits mit der Analyse der Keramikfunde, um eine Wissensbasis für die weiteren Arbeiten zu erstellen. Sie konnten zehn verschiedene Warentypen, sieben Drehscheibenwaren und der handgefertigte Waren, definieren. Ziel ist es, eine Keramiksequenz zu erstellen, der dann mit der von den russischen Archäologen erarbeiteten Chronologie korreliert werden kann.

Zur Klärung der Frage der Feinstratigraphie legten die Wissenschaftler in dieser ersten Kampagne zunächst zwei Schnitte westlich des Palastgebietes an. Beide Grabungsschnitte liegen am Rand bisher freigelegter Bauten. Die Forscher erhoffen sich hiermit, die Ausdehnungsgrenze der Bebauung in der Region westlich des Palastes zu finden. Zum anderen wurde in beiden Schnitten nach stratigraphisch gesicherten Bauperioden und Bauphasen sowie zugehörigen Inventaren gesucht, die einen Ansatz für die Erarbeitung einer Feinstratigraphie geben sollten. Die beiden Schnitte gruben die Forscher bis zum gewachsenen Boden. In beiden Arealen wurden Radiokarbonproben entnommen, die die absolute Datierung der gefundenen Schichten unterstützen werden. Zudem entnahmen die Archäologen in einem Schnitt Bodenproben. Deren Ausfuhr und Untersuchung ist für 2015 geplant.

Im Bereich eines russischen Baggerschnitts, wo der Verlauf der einstigen Stadtmauer vermutet wurde, legten die Archäologen eine Sondierung an. Diese Arbeiten mussten sie jedoch nach einer Woche einstellen, weil sie ein Gräberfeld anschnitten, dessen Freilegung im Rahmen der ersten Kampagne nicht zu leisten war und auch nicht Gegenstand des Projektes ist. Ein interessanter Befund in diesem Bereich kam jedoch zum Vorschein: Ein grosser Graben, der vermutlich die westliche Siedlungsgrenze des Stadtgebiets von Gonur Depe markiert. Die Erfassung des Verlaufs dieses Grabens und die Freilegung des Gräberfeldes könnten Aufgaben für die späteren Kampagnen sein. Nach dieser ersten Feldkampagne steht fest, dass die weiteren Grabungen viel Licht auf die Geschichte der bedeutsamen prähistorischen Stadt Gonur Depe werfen werden. Gespannt erwarten wir den Fortlauf dieses neuen SLSA-Projektes.

Kontakt:
Prof. Dr. Mirko Novák
Universität Bern
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung für Vorderasiatische Archäologie
Länggassstrasse 10
3012 Bern
Novak@iaw.unibe.ch

Dr. Sylvia Winkelmann
Assoziierte Forscherin am
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung für Vorderasiatische Archäologie
Länggassstrasse 10
3012 Bern
sylvia.winkelmann@iaw.unibe.ch

Einmessung des Schnitts A.

Grabungsarbeiten im Schnitt A-2.

Grabungsarbeiten im Schnitt A.