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OUNJOUGOU, MALI

„Peuplement humain et paléoenvironnement en Afrique de l’Ouest“

Ergebnisse der Kampagne 2010/11
Im Winter 2011 führten die Forscher unter der Leitung von Dr. Eric Huysecom die 14. Grabungskampagne am Projekt «Ounjougou» im westafrikanischen Mali durch. Aufgrund der 2010 vorgenommenen vier Testschnitte legten sie auf dem Haupthügel des im Séno-Tal gelegenen Grabungsplatzes von Sadia einen Schnitt von 130 m2 Ausdehnung an. Dabei traten Backsteinstrukturen zutage, die aus der letzten Besiedelungsphase stammten. Das sehr ausgiebige Fundmaterial wurde analysiert. Zudem verfolgten sie die Prospektionen und Grabungen im Nachbartal von Guringin und am überhängenden Plateaurand weiter mit dem Ziel, die chronologische und räumliche Landnahme dieser Region zu verstehen.

Schliesslich evaluierten sie im südöstlichen Teil des Senegal das archäologische Potential der Regionen von Kédougou und des mittleren Abschnitts des Falémé-Tales. Die Forscher erhoffen sich von einer Grabung eine weiter nach Süden reichende Ergänzung zur bisher im Dogon-Land erforschten menschlichen Landnahme im Zusammenhang mit der klimatischen Entwicklung. Ab 2012 wird die Projektleitung ihre Forschungsarbeiten auf das Falémé-Tal im Senegal konzentrieren. Das langjährige Projekt «Ounjougou» soll aufgrund wachsender Kriminalität und politischer Unruhen im Land nun abgeschlossen werden.

Ergebnisse der Kampagne 2009/10
La campagne 2009/2010 a essentiellement été consacrée au début des fouilles sur le tell pré-dogon de Sadia. Des sondages effectués sur quatre des cinq buttes composant le site nous ont permis de mettre en évidence une séquence stratigraphique de plus de cinq mètres de puissance, édifiée au cours de plusieurs grandes phases d’occupation. Si le cadre chrono-environnemental précis reste à établir, nous pouvons déjà proposer un premier scénario général pour l’histoire du site en quatre phases principales.

Sous le tell, des vestiges de la transition Néolithique-Âge du fer ont été découverts. Une sépulture d’enfant a également été fouillée dans les niveaux sableux situés à la base du tell. La première phase de construction du tell est ensuite visible grâce à l’apport de sédiments argileux grisâtres. Le contexte environnemental est plus humide qu’aujourd’hui, se caractérisant par des espèces d’arbres aujourd’hui disparues de la région (Parinari). Outre l’élevage des bovinés, des caprinés et des poulets, l’homme exploite également les ressources aquatiques, La chasse est aussi pratiquée. La culture du mil avoisine la culture des légumineuses. La cueillette de fruits et graines provenant de la végétation sauvage semble jouer un rôle non négligeable.

L’ensemble du mobilier archéologique apparaît comme très homogène tout au long de l’occupation du tell. Les objets en fer ou les déchets résultant de la métallurgie du fer indiquent la présence de ce métal dès le début de la phase II. La céramique se caractérise surtout par trois types de décors, dont les variations coïncidant avec des transitions stratigraphiques permettent de distinguer les phases II, III et IV. Les phases III et IV sont également caractérisées par la préparation et l’utilisation de colorants, ainsi que par divers types de perles en pierre évoquant des importations et un commerce à longue distance. Dès la phase IV, nous observons des constructions selon la technique des mottes de banco et des bâtiments de plan circulaire. La poterie, obtenue à l’aide du martelage sur forme concave, est alors fabriquée sur place, comme l’indique la présence de nombreux outils spécifiques à cette technique de montage. Enfin, une seconde sépulture d’enfant a été découverte dans les niveaux de la phase IV.

En l’état des connaissances, l’ensemble de la séquence est compris entre le 8ème et le 13ème siècle de notre ère, soit bien avant l’arrivée présumé des dogons. Parallèlement, les études archéologiques, ethnoarchéologiques, paléométallurgiques et environnementales menées dans la plaine du Séno contribuent à constituer un cadre interprétatif indispensable à la compréhension des découvertes faites à Sadia. L’approche actualiste des paysages, et l’étude de l’évolution récente de la relation Homme/Nature, permettront également de comprendre les grandes étapes des modifications paysagères régionales de la plaine du Séno.

Kontakt:
Prof. Eric Huysecom, Projektleiter
Dr. Anne Mayor, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Silvain Ozainne, adjoint scientifique
Chrystel Jeanbourquin, assistante

Département d’Anthropologie de Université de Genève
Laboratoire Achéologie et Peuplement de l’Afrique (APA)
12, rue Gustave-Revilliod
1211 Genève 4

Les fouilles sur le tell de Sadia I au Mali, 2000 ans d’occupation en Pays dogon (photo MAESAO).

Ergebnisse der Kampagne 2008/09
Mit den seit 1997 unter der Leitung von Dr. Eric Huysecom laufenden Grabungsarbeiten in Ounjougou, dem Land der Dogon in Mali, bezweckt das interdisziplinäre und multinationale Forscherteam, die Reaktionen des Menschen auf die wechselnden klimatischen Umweltbedingungen zu analysieren. Auf dem Grabungsgelände und im Labor arbeiten Archäologen, Ethnologen, Historiker, Archäobotaniker, Geografen, Paläometallurgiker und Linguisten in enger Zusammenarbeit an der Erstellung einer kulturellen und umweltbezogenen Referenzchronologie.

Nun kann am Beispiel der Ebene von Bandiagara ein erstes Entwicklungsszenario vom Altpaläolithikum bis zur Gegenwart vorgestellt werden: Es ist geprägt von zahlreichen kulturellen und technischen Umbrüchen, die tiefgehende Veränderungen in der Beziehung des Menschen zur Natur aufzeigen. Nach einer dem Spätpaläolitikum zugehörigen Siedlungsphase folgt ein Abschnitt, der zwischen 150’000 und 20’000 vor unserer Zeitrechnung durch mehrere Besiedelungswechsel und einem bedeutenden kulturellen Bruch um 10’000 v. Chr. charakterisiert ist. Keramik tritt erstmals gegen 10’000 v. Chr. während einer Feuchtphase beim Übergang vom Pleistozän zum Holozän in Erscheinung, gefolgt von einer klimatisch kühleren Phase. Während des späten Holzän (ab 2000 v. Chr) verdichtet sich die Besiedelung. Zudem können in dieser Zeit erste Anzeichen für Ackerbau nachgewiesen werden. Eine Studie kürzlich gesammelter wilder Pflanzen brachte ein besseres Verständnis für die frühe Phase der Nutzung pflanzlicher Ressourcen. Die Siedlungen der «Vor-Dogon-Zeit» datieren in der Klippenregion bis ins 3. Jahrhundert v. Chr., in der Ebene ins 3. Jahrhundert n. Chr. und auf der Hochebene zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert. Eisenverarbeitung gibt es auf der Hochebene seit mindestens 15 Jahrhunderten. Sie hat sich im Land der Dogon in sechs technisch unterschiedliche Richtungen entwickelt. Aus linguistischer Sicht lassen sich die Datierungen der regionalen Besiedlungsphasen und die Existenz der Sprachenvielfalt tendenziell bestätigen.

Schliesslich ermöglicht die ethnoarchäologische Analyse der Keramik archäologische Interpretationen. Die geografische Ausdehnung der Forschungsarbeiten auf das gesamte Land der Dogon hat zudem das Zusammenspiel zwischen den drei unterschiedlichen Zonen der Hochebene, der Klippenregion und des Séno-Tals aufgezeigt. Das Projekt geht nun weiter mit einer Untersuchung der kürzlich entdeckten «Tells» am Grabungsplatz von Sadia, die ein besseres Verständnis für die Entwicklung der Landschaft und der aktuellen für die Region so charakteristischen und von der Unesco klassifizierten Bevölkerungsgruppen verspricht. Die Erkenntnisse sollen am Ende zudem mit der Geschichte der Randregionen in Zusammenhang gebracht werden.

Ergebnisse der Kampagne 2007/08
Bei den neuesten Grabungen entdeckten die Forscher im Sektor Dourou verschiedene aneinandergefügte Rundbauten mit Wänden aus aufgeschichteten Lehmziegeln und einer kleinen halbrunden Öffnung gegen die Felsdecke. Ähnliche bisher gefundene Konstruktionen galten als eine Art Speicher des 2. bis 3. Jahrhunderts v. Chr. Im 11. Jahrhundert n. Chr. wurden sie von den «Tellem», den Vorgängern der Dogon, als Grabstätten benutzt. Die Studien der Forscher bestätigten, dass auch die neu entdeckten Konstruktionen zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert n. Chr. als Grabstätten errichtet und bis zum Ende des ersten Jahrtausends genutzt wurden. Beim archäologischen Fundmaterial aus dem Umkreis handelt es sich vor allem um schön gearbeitete Dreifuss-Becher, kleine Schalen von ausserordentlich guter Qualität und Perlen, die aus dem Mittleren Orient importiert wurden. Diese Funde belegen, dass die damalige Bevölkerung, lange vor der Ankunft der Dogon, bereits hierarchisch gegliedert war und Kontakte über weite Distanzen pflegte.

In Bezug auf die historische Periode befasste sich diese Kampagne mit der Studie des riesigen verlassenen Platzes von Tyi, bekannt als Herkunft der Bewohner von Dimbal. Die Forscher erstellten eine Kartografie der Bestandteile dieses Platzes (zahlreiche Quartiere, Wasserversorgung, Eisenabbau, Schmiede, Keramiköfen, Marktplatz, Höhle zur Einsetzung der Hogon, Gräber). Mittels Grabungsarbeiten am Quartier von Tyi-djo konnten die Archäologen den Grundrissplan eines der einstöckigen Steinhäuser aus drei Räumen erstellen. Das wenig ergiebige Fundmaterial aus dem Innern des Gebäudes setzt sich aus Mahlwerkzeugen, Überresten von Tieren und Keramik sowie Schlackerückständen und verschiedene Gegenstände aus Eisen und Bronze zusammen. Gemäss mündlichen Überlieferungen wurde dieses Quartier vom 16. bis 17. Jahrhundert bewohnt, bevor es von den Vorfahren der Bewohner von Lessogou, Dimbal und Guimini verlassen wurde.

Das Forscherteam, das sich mit der Eisenmetallurgie befasst, hat sich drei Ziele für die Kampagne 2008 gesetzt. Die Ausgrabungen an einem Ofen, der zum Grabungsplatz Tinntam gehört, vertiefte das Wissen der Archäologen über die Eisenverarbeitung im Norden der Ebene von Bandiagara. Anhand der Topografie, von Testschnitten und Holzkohleentnahmen aus den verschiedenen Schlackehaufen des Grabungsplatzes Gumbessugo wollen die Forscher nun das «industrielle» Produktionsvolumen der Metallverarbeitung dieser Region abschätzen und chronologisch die Dauer und Intensität der Eisenverarbeitung rekonstruieren. Schliesslich können die Wissenschafter heute dank einer systematischen Prospektion in der Gegend südwestlich der Klippe, eine vollständigere archäologische Karte der verschiedenen Abbauwerkstätten dieser Region vorweisen.

Für diese im Detail ausgeführten Ergebnisse zeichnete das Schweizer Team verantwortlich. Gleichzeitig sind auch die französischen, malischen und deutschen Projektmitarbeitenden mit der Erforschung der wichtigen paleoklimatischen und ökologischen Veränderungen vorangekommen, die Afrika vom frühen Pleistozän bis zum Holozän (125’000 – 1’000 v. Chr.) beeinflusst haben. Speziell erwähnenswert sind die Arbeiten der Forschergruppen der Universitäten Paris X, Bordeaux und Rouen, unterstützt von Studierenden der Universitäten Bamako und Genf, die eine der wichtigsten Entdeckungen für die Periode des mittleren Paläolithikums machten mit den Grabungen an einem 50’000 v. Chr. datierten Grabungsplatz, wo Mahlwerkzeuge, Mahlmaterial und aus Hämatit gefertigte Mörserstöcke gefunden wurden. Dies ist der dritte bisher bekannte Grabungsplatz dieser Art auf dem afrikanischen Kontinent.

Grabkonstruktionen (pré-dogon) von Dourou-Boro, Mali (5. – 7. Jh. n. Chr.) .

Grabungen an der Fundstelle von Songona 2 (Vor-Dogonkultur): Ein Techniker der Dogon und eine Studentin der Universität Bamako.

Die Grabungen auf Songona 1 am Fuss der Klippen von Bandiagara lieferten reichlich gut erhaltene Alltagsgegenstände aus der Vor-Dogon-Zeit (5. – 11. Jh. n. Chr.).

Les résultats de la campagne 2006/07
La 10e campagne du programme de recherche « Peuplement humain et paléoenvironnement en Afrique de l’Ouest » s’est déroulée du 26.12.2006 au 09.03.2007 avec une vingtaine de chercheurs, dont 5 des universités de Genève et Fribourg, ainsi que 10 étudiant-e-s suisses, maliens, français et allemands.

Géologie : l’étude des formations dunaires complexes du pied de falaise révèle une histoire plus diversifiée que prévu, marquée de plusieurs variations climatiques importantes entre 60.000 et 25.000 ans.

Paléolithique-Néolithique : la fouille, au sommet de la dune de Songona, d’un site en place avec armatures bifaciales sur quartz, daté de 55.000 ans, constitue une première en Afrique de l’Ouest. Par ailleurs, la fouille d’un abri-sous-roche à Yawa-Vaches a livré deux niveaux archéologiques distincts, comprenant chacun des industries sur quartz à microlithes de type Paléolithique final ou Néolithique ancien (datations en cours). Dans l’optique d’une compréhension des phénomènes de peuplement à l’échelle de l’ensemble du Pays dogon, des prospections systématiques ont été menées autour du village de Yawa, permettant de cartographier de nombreux indices d’occupations néolithiques et protohistoriques sur le bord du plateau et dans les dunes.

Protohistoire : la fouille de structures nouvellement découvertes, du type de celles décrites anciennement comme «greniers Toloy récupérés en sépultures par les Tellem» semble plutôt indiquer une nécropole pré-dogon, caractérisée par des céramiques rituelles proches de celles de Dangandouloun, ainsi que des parures telles que bijoux de fer et perles d’importation du Proche-Orient. L’étude des restes de plusieurs espèces de mil mêlés à l’argile des parois apportera des informations économiques et chronologiques importantes. A Kokolo, la fouille de bases en pierre de maisons circulaires à pilier central documente les premières structures d’habitats connues pour la période pré-dogon. Dans le cadre des études sur la métallurgie du fer, la fouille de plusieurs bas fourneaux sur les sites de réduction de Ouin 4 et Saréma a permis de compléter la caractérisation des techniques de réduction du minerai de fer présentes sur le plateau de Bandiagara. Les recherches plus spécifiquement financées par la SLSA ont porté sur la fouille du site pré-dogon de Songona, riche en céramiques parfois complètes, outils agricoles en fer et matériel de broyage, reflétant ainsi la culture matérielle domestique utilisée par les premiers groupes qui ont peuplé la région à partir du delta intérieur du Niger au premier millénaire de notre ère, après un hiatus de plusieurs siècles. Par ailleurs, des enquêtes de tradition orale concernant l’histoire du peuplement dogon se sont poursuivies d’une part sur le bord du plateau à Yawa, et d’autre part dans le nord de la plaine du Séno.

Au fil des campagnes, la puzzle se complète et la compréhension du peuplement à l’échelle d’un territoire classé au patrimoine mondial UNESCO commence à prendre forme.

Tombes de Dourou-Boro.

Enquête à Yawa.

Fouille de Songona 2.

Four à Sarema.

Die Grabungskampagne 2005/06
Vom 10. Januar bis zum 4. März 2005 ist die achte Grabungskampagne des Forschungsprojektes «Bevölkerungs- und Umweltgeschichte Westafrikas» durchgeführt worden. Im Feld fanden sich 16 Forscherinnen und Forscher (aus der Schweiz, Mali, Frankreich und England) sowie acht Studentinnen und Studenten (aus der Schweiz und Mali) zusammen. Sechs verschiedene Grabungsprojekte haben es erlaubt, die sieben Hauptzielsetzungen dieser Kampagne zu erreichen:

1. Die Bestätigung der chronologischen und stratigrafischen Position der mittelpaläolithischen beidseitig retuschierten Blattspitzen. Während der Ausgrabungen eines Schlagplatzes im Ravin du Kondo sind diese Geräte in situ gefunden worden. Dies bestätigt den chronostratigrafischen Kontext dieser Artefakte am Ende der pleistozänen Besiedlung der Region nach 30’000 BP und erlaubt ebenfalls erstmals eine Korrelation zwischen Technologie und Typologie. Diese Fundstelle liefert überdies die zurzeit umfassende Referenzsequenz für diesen Zeitraum.

2. Die Suche am Fuss des Plateaus nach Spuren einer menschlichen Besiedlung in der Übergangsphase zwischen Pleistozän und Holozän und das Erfassen eines möglichen Zusammenhanges zwischen den letzten paläolithischen und den ersten, ab 9500 v.Chr. Keramik benutzenden Gesellschaften. Die vorgesehene Grabung des Felsdaches von Yawa hat sich als nicht durchführbar erwiesen: ein über 30 000 Tonnen schweres Felsstück just über der Fundstelle ist im Begriff, sich von der Klippe zu lösen. Im Gegenzug ist ein Felsdach gefunden worden, das sich am Fusse eines isolierten Felsens in der Ebene des Séno befindet. Diese Grabung in Kobo hat eine lithische Industrie in situ zutage gebracht, die aller Wahrscheinlichkeit nach der Übergangsphase Holozän – Pleistozän, also zwischen 20’000 und 10’000 v. Chr., zuzuordnen ist. Die gefundenen Werkzeuge aus Quarz weisen typo-technologische Kennzeichen auf, wie sie für Industrien dieses Zeitraumes in anderen Teilen des Kontinentes bekannt sind.

3. Die Bestätigung der Interpretation der mittelneolithischen Fundstelle Kélissogou als Siedlungsplatz. Die Ausgrabung von drei Sektoren hat das Ausmass der Besiedlung während des Jungneolithikums bestätigt. Obwohl keine Hausgrundrisse erkennbar sind, unterstützt die Fülle der gefundenen Keramik sowie die Präsenz von Mahlgeräten, von geschliffenen Steinbeilen und Herdstellen die Hypothese der Existenz einer weitläufigen Siedlung am rechten Ufer des Yamé während des zweiten Jahrtausends v. Chr.

4. Die Ausgrabung verschiedener Fundstellen auf dem Plateau und in der Ebene des Séno, im Hinblick auf das Erstellen einer Chronologie der regionalen frühgeschichtlichen Besiedlung. Dank in beiden Regionen gleichzeitig durchgeführten Grabungen beginnt sich ein sehr unterschiedliches Keramikinventar zusammenzufügen, das eine viel komplexere kulturelle Entwicklung in der Zeit vor den Dogon und deren Anfängen andeutet als bisher angenommen.

5. Das Weiterführen der Ausgrabungen der paläometallurgischen Öfen von Fiko und die Rekonstruktion der Gemeinsamkeiten mit anderen Öfen derselben Bauart. Die umfassenden Grabungen in Fiko ermöglichen es nun, die hiesige Eisenproduktion zu quantifizieren und eingehend zu beschreiben. Tatsächlich kann man von einer «proto-industriellen» Produktion sprechen. Parallel durchgeführte Untersuchungen in Kema haben die Existenz von zwei Öfen bezeugt, identisch mit denen von Fiko, jedoch besser erhalten. Eine vollständige Rekonstruktion dieses für Afrika ausgewöhnlichen Ofentypus ist nun möglich geworden.

6. Das Bezeichnen verschiedener paläometallurgischer Techniken auf dem Dogonplateau. Die dieses Jahr neu gesammelten Informationen erlauben es, eine erste Verbreitungkarte der paläometallurgischen Fundstellen des Dogonlandes vorzuschlagen. Die Untersuchungen im Feld haben ebenfalls dazu beigetragen, technische und kulturelle Unterschiede der verschiedenen Clans festzustellen.

7. Das Zusammenstellen eines Inventars der Sprachfamilien der Dogon im Zusammenhang mit deren Bevölkerungsgeschichte. Als neuer Forschungszweig dieses Projektes haben zwei Linguisten mit einer systematischen Studie der Sprachen im westlichen Teil des Dogonlandes begonnen. Die ersten Resultate übertreffen bei weitem die Erwartungen: Verschiedene, beiden Forschern unbekannte Sprachen konnten dokumentiert werden, und einer dieser gehört wahrscheinlich keiner der heutigen afrikanischen Hauptsprachfamilen an, was auf einen Zusammenhang mit einer ursprünglichen Bevölkerung vermuten lässt.

Die Kampagne 2005 hat es ermöglicht, die Hauptzielsetzungen zu erreichen. Neue Perspektiven für die kommenden Kampagnen haben sich geöffnet, und bestätigen die Bedeutung der Interdisziplinarität und der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit für den Erfolg dieses Projektes.

Neolithischer Grabungsplatz Kélissogou (2000 v. Chr.)

Grabungen auf Kobo. Entdeckung einer «protoindustriellen» Produktion aus der Übergangszeit vom Pleistozän zum Holozän.

Grabungen auf Kobo. Entdeckung einer «protoindustriellen» Produktion aus der Übergangszeit vom Pleistozän zum Holozän.

Doppelseitige Beschläge aus dem auslaufenden mittleren Paläolitikum. Ravin du Kondo.

Die Grabungskampagne 2003/04
Die Komplexität der chrono-stratigrafischen Abfolge in Ounjougou ist ohne detaillierte Datierungen nicht fassbar. Nachdem bereits im Jahr 2001 Datierungen mit der OSL-Methode (optically stimulated luminescence) vorgenommen wurden, haben die Forscher während dieser Kampagne nun begonnen, die gesamte mittelpaläolithische, und partiell die holozäne Sequenz detailliert zu datieren.

Das sich immer weiter ausbreitende Untersuchungsgebiet und die zunehmende Anzahl an Forscherinnen und Forschern sowie Disziplinen verlangte zudem nach einer einheitlichen Kartengrundlage. Im Zuge einer während dieser Grabungskampgane begonnenen Bestandesaufnahme der rezenten Vegetation auf dem Plateau von Bandiagara wurde denn auch dieses Gebiet kartiert.

Nach einer vorbereitenden Sondierung einer neolithischen Fundstelle im vorangegangenen Jahr, konnte nun während dieser 7. Grabungskampagne (24. November 2003 – 2. März 2004) dieser Siedlungsplatz relativ grossflächig gegraben werden (Abb. 5). Obwohl viele Keramikformen in Ounjougou bislang nicht bekannt waren, kann diese Besiedlungsphase vorläufig dem zweiten Jahrtausend v. Chr. zugewiesen werden. Das Inventar dieser Grabung hat Potential, die Kenntnisse des Ende des Neolithikums in Westafrika entscheidend zu vergrössern.

Die mittelpaläolithischen Grabungen und Sondierungen zielten auch während dieser Kampagne auf eine Vervollständigung der komplexen stratigrafischen und technologischen Sequenz ab. Seit dieser Kampagne liegt denn auch ein Forschungsschwerpunkt bei der Untersuchung des Ende des Mittelpaläolithikums, dass sich technologisch deutlich von den vorangehenden Industrien absetzt, denen unter anderem die Präsenz der Levallois-Methode eigen ist. Dass sich diese Technologie nicht nur auf die Verarbeitung von Sandstein reduziert, zeigte sich dieses Jahr durch die Entdeckung eines grossen Schlagplatzes mit Quarzabschlägen deutlich.

Als neuer Forschungszweig wurde in diesem Jahr mit der Untersuchung der Besiedlungsgeschichte der Dogon in der «Plaine du Séno» begonnen. Wie die Untersuchung der Geschichte der Schmiede im Pays Dogon ist auch diese Studie Thema einer Dissertation.

Abb. 5: Bei der Grabung der neolithischen Fundstelle Kelisogou halfen Studenten aus Bamako mit.

Neolithischer Grabungsplatz Kélissogou (2000 v. Chr.).

Grabungskampagne 2002/03
Archäologischer Schwerpunkt der 6. Grabungskampagne (17. Januar – 7. März 2003) waren Prospektionen und Sondierungen (Mittelpaläolithikum sowie mittleres und spätes Neolithikum) im Hinblick auf eine neue Serie von Kampagnen in den Jahren 2004 – 2007. Erwähnenswert ist dabei die Entdeckung eines Levallois-Niveaus, das voraussichtlich älter ist als die bislang bekannten.

Hauptziel war es jedoch, alle geomorphologischen, stratigrafischen und archäologischen Daten in einer chrono-stratigrafischen Analyse zu verbinden (Abb. 4). Vor dem Hintergrund einer Rekonstruktion der klimatischen Bedingungen und der Umwelt zu Beginn des Holozänes (10. und 9. Jahrtausend v. Chr.) anhand von Holzkohleuntersuchungen wurde eine weitere Grabung der Fundstelle Ravin de la Mouche unternommen, welche die erwähnte frühe Keramik geliefert hatte.

Seit 2003 bezieht das Projekt auch die Studie der Eisenverarbeitungstechniken der Dogon mit ein. Verantwortlich für die Untersuchung von Öfen und Schlacken ist das Département des Géosciences der Universität Fribourg.

Vorgeschichte
Die reiche Kultur der Dogon hat seit langem Forscher und Reisende angezogen und das Pays Dogon (Mali) letztlich auch zu einem frequentierten Ziel für Touristen gemacht. Die Besiedlungsgeschichte des Pays Dogon war lange Zeit nur rudimentär bekannt. Untersuchungen holländischer Forscher in den Siebziger Jahren zufolge, herrschste die Meinung vor, der Beginn der Besiedlung gehe auf eine Vorgängerkultur der Dogon zurück, die sich wenige Jahrhunderte vor der Zeitwende dort niederliessen. Um so überraschender waren die Funde des Lausanner Geologen Marcel Burri im Jahr 1988, die deutlich auf eine neolithische Besiedlung verwiesen.

Bereits nach den ersten Prospektionen in den Jahren 1993 und 1994 durch die «Mission archéologique et ethnoarchéologique suisse en Afrique de l’Ouest» unter der Leitung von Eric Huysecom (Universität Genf) zeigte sich, dass die Spuren früherer Begehungen bis ins Altpaläolithikum zurückreichen (Abb. 1). Diese Erkenntnisse versprachen nicht nur, die die Vorgeschichte des Plateaus grundlegend zu verändern, sondern diejenige ganz Westafrikas.

Ein internationales Projekt
Nach ersten Grabungen 1996 wurde 1997 das internationale Projekt «Paléoenvironment et peuplement humain en Afrique de l’Ouest» gestartet. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, vor dem Hintergrund der sich verändernden Verhältnisse des Menschen zu seiner Umwelt, die Besiedlungsgeschichte des Plateaus von Bandiagara und deren Mechanismen zu untersuchen.

Das Forschungsprojekt vereint heute Forscherinnen und Forscher von insgesamt 11 europäischen und afrikanischen Institutionen:

  • Département d’Anthropologie & d’Ecologie de l’Université de Genève
  • Département des Géosciences, Mineralogie et Pétrographie, Université de Fribourg
  • Seminar für Vor- uund Frühgeschichte, Archäologie und Archäobotanik Afrikas, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt am Main
  • Laboratoire Geophen de l’Université de Caen
  • Département de géographie de l’Université de Rouen
  • Laboratoire «Préhistoire & environnnement quaternaire» de l’Université de Lille
  • Maison de l’ethnologie et de l’archéologie, Université de Paris-X Nanterre
  • School of Geography and the Environment, University of Oxford
  • Département d’histoire-archéologie de l’Université de Bamako (Mali)
  • Mission culturelle de Bandiagara (Mali)
  • Institut des Sciences humaines, Bamako

Die Fundstelle Ounjougou
Zurzeit fokussiert die Forschung hauptsächlich auf die Fundstelle Ounjougou – zwischen Bandiagara und Sangha – woher auch die ersten Funde stammen (Abb. 2). Mittlerweile handelt es sich um einen Komplex, der rund 50 Fundstellen und eine Fläche von rund zehn Quadratkilometern umfasst. Mit einer beinahe durchgehenden Besiedlung vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit bietet Ounjougou die für Westafrika aussergewöhnliche Möglichkeit, die kulturelle Entwicklung über Zehntausende von Jahren hinweg zu verfolgen und die Besiedlungsgeschichte zu rekonstruieren. Im Zusammenhang mit den ebenfalls präsenten geologischen und archäobotanischen Daten (einige Fundstellen liefern aussergewöhnlich viele botanische Makroreste) können die kulturellen Entwicklungen mit Veränderungen der Umwelt in Zusammenhang gebracht werden.

Neben der Reichhaltigkeit des archäologischen Materials kamen in Ounjougou bislang auch einige einzigartige Funde zu Tage, insbesondere die älteste Keramik und die frühesten Mahlgeräte des subsaharischen Afrika (Abb. 3). Da in Westafrika mittelpaläolithische Fundstellen sehr selten sind, zählt auch die ausgesprochen lange und wechselhafte mittelpaläolithische Sequenz von Ounjougou zu den nicht alltäglichen Funden.

Wegen des Reichtums an Fundstellen und Fundmaterial ist es, auch nach Jahren intensiver Forschung, noch immer Ziel der archäologischen Ausgrabungen, eine möglichst umfassende chronologische Sequenz zu erstellen.

Abb. 1: Untersuchung des mittelpaläolithischen Schlagplatzes Orosobo 2 im Februar 2004.

Abb. 2: Der Fluss Yamé, an dessen beiden Seiten sich die Fundstellen von Ounjougou befinden, ist der einzige permanente Wasserlauf auf dem Plateau von Bandiagara.

Abb. 3: . Ausgrabungen der frühholozänen Fundstelle Ravin de la Mouche im Dezember 2003.

Abb. 4: Geologische Prospektion in Oumounaama im Februar 2004.