Abschluss-Kampange 2012
Nach zehnjähriger Forschungsarbeit fand im September 2012 unter der Leitung von Prof. Jean Terrier (Kantonsarchäologie und Universität Genf) und in Zusammenarbeit mit der Universität von Zagreb die abschliessende Grabungskampagne statt. Diese letzte Kampagne konzentrierte sich auf das Zentrum der Siedlungsreste von Guran. Zudem wurden das Restaurationsprojekt und die Konservierung der im Laufe der Ausgrabungen freigelegten Strukturen abgeschlossen.
Dank der Freilegung eines grossen Stücks der Befestigungsmauer sowie einer beträchtlichen Fläche in deren unmittelbaren Umgebung im Laufe der letzten Jahre, erschliesst sich den Archäologen ein detailliertes Bild von der Nordseite der Siedlung. Eine Reorganisation des bereits vorhandenen Datensatzes und die weitere Datenverdichtung ermöglicht das Nachzeichnen der Siedlungsentwicklung vom 9. bis ins 14. Jh.
Im Berichtsjahr setzten die Archäologen ihre Arbeit im Siedlungszentrum fort, wo sie eine Konstruktion freilegten, die im Grundriss aus zwei in einem Winkel zueinander stehenden Gebäudeflügeln besteht. Die Konstruktion ist jener ähnlich, die im Norden entdeckt wurde (siehe Abb. 1). Es scheint sich um einen Wohnbautyp zu handeln, der einen Wohnraum mit Feuerstelle, eine Scheune und einen Stall umfasst.
Des Weiteren wurde eine Flächengrabung im Siedlungszentrum durchgeführt. Es kam ein Konstruktionskomplex zutage, der um einen gepflasterten Innenhof herum angeordnet war, der sich zu einem Verkehrsweg hin öffnete (siehe Abb. 2). Die Keramikfunde lassen sich in das Ende des 14. Jahrhunderts datieren. Die Keramik ist feiner und reicher dekoriert als die bisher entdeckte. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass im Zentrum der Siedlung, die vorwiegend aus entlang der Befestigungsmauer liegenden Bauernhöfen bestand, eine privilegierte Bevölkerungsgruppe wohnte.
Die Restaurations- und Konservierungsarbeiten konzentrierten sich auf den Teil der Befestigungsmauer rund um das monumentale Eingangstor herum sowie auf die in unmittelbarer Nähe entdeckten Bauten (Abb. 3). Die anderen Strukturen wurden zu ihrem Schutz wieder zugedeckt. Zudem wurden an der grossen Basilika im Norden der Siedlung der Südflügel, der Turm und die Terrassenmauern entlang der Nordfassade des Heiligtums restauriert (Abb. 4). Auf dem Grabungsplatz der Kirche Sainte-Cécile haben die Archäologen eine Grossbaustelle für die Restaurierung eröffnet. Die Pflasterung der Apsis und des Presbyteriums sowie die Fundamente der Altäre wurden in Stand gesetzt (Abb. 5). Alle Kirchenmauern sowie die Mauern der Anbauten auf der Westseite, wurden danach restauriert, wobei neue Stuckaturen entdeckt wurden, die zur karolingischen liturgischen Ausstattung gehörten. Zuletzt wurden alle freigelegten Zonen rund um die Kirche herum wieder zugedeckt, die zum besseren Verständnis der Organisation des alten Gebäudes beigetragen hatten, auf dessen Grundfesten im Verlauf des 6. Jahrhunderts die erste Kirche erbaut wurde (Abb. 6).
Während der letzten Tage besuchte Prof. Charles Bonnet den Grabungsort, und die Gemeindeverwaltung von Vodnjan gab einen Empfang im kleinen Museum, das den Grabungsarbeiten gewidmet ist, und bedankte sich bei der SLSA für deren Engagement. Da dieses Projekt nun abgeschlossen ist, bleibt für die kommenden Jahre noch die Erstellung einer Monografie als Synthese der beinahe 40 Artikel, die im Verlauf der Forschungsarbeiten regelmässig in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.