Die «Schweizerisch-Liechtensteinische Stiftung für Archäologische Forschungen im Ausland» (SLSA) wurde 1986 unter der persönlichen Beteiligung von S.D. Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein gegründet, der in der Folge das Präsidium übernahm. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen internationaler archäologischer Solidarität zur Rettung von nationalem Erbe in Ländern beizutragen, die an kultureller Entwicklungszusammenarbeit interessiert sind.
Das «patrimonium nationis» bekommt heute im Zusammenhang mit der immer enger werdenden Vernetzung internationaler Beziehungen zunehmend den Charakter eines «patrimonium rnundi». Daraus ergibt sich weitreichend die Verpflichtung, seine Erhaltung, seine wissenschaftliche Erforschung und seine Präsentation in der Öffentlichkeit zu fördern.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein… Länder ohne oder mit erst schwach entwickelter wissenschaftlicher Infrastruktur – man fasst sie oft unter den Begriffen Zweite und Dritte Welt zusammen – benötigen nicht nur Unterstützung im wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftspolitischen Bereich, nicht nur Hilfe bei ihrem Kampf gegen Hunger, Krankheit und für sozialen Fortschritt. Auch die Förderung der kulturellen Aspekte ist von Bedeutung. Dazu gehört nicht zuletzt die Erforschung der eigenen Vergangenheit. Diese Erkenntnis setzt sich in «Geberländern» mehr und mehr durch und wird in «Empfängerländern» begrüsst. Die weltweit vielerorts festzustellende Zunahme der Industrialisierungs- und Erschliessungsbestrebungen birgt oftmals die Gefahr in sich, dass dem im Boden verborgenen oder als Ruinen erhaltenen Nationalen Erbe nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Archäologische Fundstellen und Funde fallen der Vernichtung anheim, und wichtige Quellen ungeschriebener Geschichte gehen für immer verloren. Wenn man weiss, wieviel z. B. in der Schweiz durch die aus öffentlichen Mitteln finanzierte archäologische Betreuung des Nationalstrassenbaus an Funden geborgen und an Informationen gewonnen wird, dann kann man das Ausmass des Verlustes in Ländern ermessen, die nicht über die notwendigen wissenschaftlich-technischen und oft auch nicht über die finanziellen Voraussetzungen verfügen. Und doch ist für diese Länder der Einblick in ihre Vergangenheit ganz besonders in Hinsicht auf die vielerorts sehr aktuellen Bemühungen um die Identitätsfindung in nachkolonialer Zeit von grosser Wichtigkeit. Es drängt sich deshalb auf, dass Nationen, die über die erforderliche Infrastruktur für die Bergung, Erhaltung und Auswertung von Bodenaltertümern und antiken Bauresten verfügen, andere, bei denen dies nicht der Fall ist, unterstützen. Viele Industrienationen fördern seit geraumer Zeit die archäologische und denkmalpflegerische Entwicklungszusammenarbeit mit erheblichen Mitteln. Die präventive Durchführung wissenschaftlicher Ausgrabungen ist in vielen Fällen auch die einzige Möglichkeit, die Vernichtung und Verschleuderung von Kulturgut durch Raub für den internationalen Antiquitätenhandel zu verhindern.
Die SLSA hat sich die Aufgabe gestellt, in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein das Interesse für die Auslandsarchäologie zu fördern und praktische Einsätze zu organisieren. Sie tut dies aus der Überzeugung, dass die archäologische Forschung eine wichtige Rolle im Dialog zwischen Nord und Süd, West und Ost spielen kann; und auch weil es darum geht, archäologische Denkmäler und Funde sowohl für die Länder, deren Nationales Erbe sie sind, als auch für die internationale Altertumswissenschaft zu retten und zu erforschen. Mit Mitteln, die einerseits von Fürst Hans-Adam zur Verfügung gestellt wurden, andererseits privaten Sponsoren aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein und seit 1993 auch der Eidgenossenschaft zu verdanken sind, konnten von 1986 an Forschungsprojekte in verschiedenen Teilen der Welt in Angriff genommen und zum Teil schon abgeschlossen werden. Dabei fällt ins Gewicht, dass die administrativen Kosten der Stiftung dank viel ehrenamtlicher Arbeit und zahlreichen Naturalleistungen aus der Mitte der Mitglieder sehr niedrig sind.
Die SLSA unterstützt im Prinzip nur Unternehmungen von Forschungsteams, die von ihr einen entsprechenden Auftrag erhalten und die in engem Kontakt mit der Stiftung arbeiten. Dagegen ist nicht vorgesehen, archäologische Forschungen Dritter durch finanzielle Zuschlüsse zu unterstützen. Die Arbeiten werden stets in direkter lokalen Instanzen durchgeführt. Wenn immer möglich sollen dabei auch einheimische Kräfte im wissenschaftlichen und grabungstechnischen Bereich miteinbezogen und geschult werden, um sie darauf vorzubereiten, die Forschungen früher der später selber zu betreuen. Unsere Projekte verschaffen zudem der lokalen Bevölkerung Arbeit und Verdienst. Gleichzeitig bietet sich unseren jungen Archäologen Gelegenheit, Einblick in die Verhältnisse fremder Länder zu gewinnen bzw. die Probleme der dortigen Forschung und deren Exponenten kennenzulernen, dies hat für sie udm den Vorteil, dass eventuelle Wartezeiten bis zu einer definitiven Anstellung in der Heimat überbrückt werden können. Deutlich hervorgehoben sei auch der Grundsatz der SLSA, dass alle Funde in den Gastländern verbleiben bzw. nur mit Einverständnis der dortigen Behörden und Fachkollegen kurzfristig zur Restaurierung und wissenschaftlichen Bearbeitung mit nach Europa genommen werden dürfen.
Die SLSA beauftragt nach Möglichkeit Universitätsinstitute oder ähnliche Institutionen mit der Durchführung von Forschungsprojekten, die zuvor durch Gremien der SLSA behandelt und genehmigt werden müssen.